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Anusara Yoga auf Board, Geige und Matte

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Das Herz vom Anusara Yoga sind die berühmten “3 S”. Lese hier eine  Erfahrungsbericht von Maren aus Berlin zum zweiten Teil der Ansuara Immersion auf Rügen. Surfbrett, Wind, Geige und vieles mehr lassen das Herz vor Freude hüpfen!

Noch im Schlaf schärfen sich die Sinne, das 1. A regt sich, und Shri*, das 1. S des Tages, sprudelt ins Erwachen – Wind !!!

Heute fahre ich nach Rügen zu Lalla und Vilas, zur 2. Anusara Yoga Immersion, Geige und Surfbrett im Gepäck. Seit der ersten Immersion übe ich bei jeder Gelegenheit: “die 3 A”. Damals noch “die 3 ???”, finden diese Grundideen des Anusara Yoga peu à peu Umsetzung im Alltag wie auf der Matte und – weil heute guter Wind ist – auf dem Board, bevor ich unsere Wirkungsstätte in Zicker bei Garz anvisiere.

Das 1. A, attitude, wird vor vor jedem Handeln, vor jeder Praxis ins Bewußtsein gerufen. Das erste A, die Einstellung, das Warum, ist der Impuls im Herzen. Bei Windsurfern beginnt es zu vibrieren, sobald der Geist vom Wind berührt wird: Eine Mischung aus Wachheit und Fokus, aus Demut und Neugier, sich mit den Gewalten auf ein Spiel von Ursache und Wirkung einzulassen, gleichzeitig aus Vertrauen auf eine konstante Ebene, sagen wir, weil ich als Musikerin ein geschultes Ohr habe, eines Tons, eines immer währenden Tons A hinter dem Sturm, durch dessen gewahr sein wir niemals verlieren können.

Spätestens nachdem die “Neopren-Tortur” durchlitten ist, zuckt das 2. A durch die Glieder, die Ausrichtung, das Wie. Alle As im Anusara wollen verfeinert werden. Deshalb werden sie durch “5 Prinzipien” differenziert. Diese beschreiben einerseits die konkrete muskuläre Aktion des grobstofflichen Körpers, schärfen weiterhin die Vorstellung und Unterscheidung und weisen den Weg zur Wahrnehmung feinstofflicher Energiebahnen. Anusara verbindet in ihnen u.a. Erkenntnisse aus (Sport-) Medizin, Philosophie und Physik.

Satya und Svantantrya – das was ist und absolute Freiheit

So, nun her mit dem Stuff und ab über den Strand ins kühle Naß! Hiddensee am Horizont manifestiert sich das 3.A, die Aktion, das Was. Bei 7 Windstärken geht’s direkt aus dem trägen Wasser in “Gleiten”, ins Fliegen der Windsurfer. Das geschieht, wenn bei hoher Geschwindigkeit nur noch die Finne, ein paar cm2 Heck und ein wenig Boardkante ins Wasser schneiden und bedeutet: Schwerelosigkeit. Geschehen lassen. Mitten in der Aktion stellt sich das 2. S ein, Satya*. Das, was ist. Der Geist leert sich, löst sich auf, und das berüchtigte Symptom “Surfer-Smile” entspannt die Gesichtszüge. Dann – einen Widerstand erfinden, einen kleinen Wellenberg, eine Rampe, und ein kleiner Sprung in die Freiheit, das 3. S, Svantantrya*, ein Tanz mit der Schönheit der Natur.

Abends in Zicker.

Anitas Kochkunst nachsinnend, höre ich, über das Thema der Woche “Spanda – Purna” vertieft, durch die Zimmertür Gitarrenklänge und singende Stimmen. Der Kornspeicher, das Anwesen, in dem wir während der Immersion zu Hause sind, ist ein grundsanierter Ziegelsteinkomplex und verbindet im oberen Teil durch raffinierte Freilegung des Dachgeschosses den Aufenthaltssaal mit den Maisonnette- Wohnungen. Die offene Küche, die lange Tafel, die Holzterrasse und der Kamin im Haupttrakt des Bauernhauses sind großzügiger Mittelpunkt der Gemeinschaft, geprägt von dicken Fachwerkbalken, Landhausdielen, dezenten Stahlelementen und riesigen Dachfenstern.

Den Geigenkasten öffnend, steigt das 1. A, attitude, in mir auf. Ich muß es nicht finden, es stellt sich einfach ein. Wenn ich hingegen im Arbeitsalltag vor der Orchesterprobe das erste Mal die Geige in die Hand nehme, gleicht das Etablieren des 1. As, nämlich der Versuch einer möglichst konstruktiven Einstellung, oftmals einem kraftlos ehrgeizigen Sylvestervorsatz und ich kämpfe Stunde um Stunde um dessen Erhalt.

Pulsierenden Herzen als Gruppenerlebnis

Ohne Plan und Noten sause ich die Treppe runter und werde mit einem Mantra in die singende Sofarund begrüßt. Viele, viele Mantras kennen Conny und ihre Gitarre, und kaum ein Blatt Papier mit schwarzen Punkten hat sie dabei. Keine Notenwälder, die es zu fällen gilt, nur lauschen, eins werden mit den Stimmen und mitspielen. Das 2. A, die Ausrichtung, an der ich nunmehr seit 30 Jahren feile, fließt unbemerkt durch die Finger und bringt mit dem 3. A, der Aktion, die Saiten zum Schwingen. Kula nennen Lalla und Vilas diese Energie von gemeinsam pulsierenden Herzen in einer Gruppe. Viel Lachen, viel Hören, Hingabe, Svantantrya tanzt im Raum.

Anusara Immersion 3 A mit Lalla und Vilas.

Alle Spielzeuge loslassen, ankommen, auf der Matte zu Hause sein, atmen, die Augen schließen. Nach innen geht der geheimnisvolle Weg. In uns oder nirgends ist die Ewigkeit mit ihren Welten, die Vergangenheit und die Zukunft. Ist denn das Weltenall nicht in uns? (Novalis)

Einen Spalt zu diesem Kosmos öffnen, deshalb bin ich hier, hier bei meinen Lehrern.

Zunächst schwitzen wir uns durch die erste Yogapraxis, um den Geist aus seinen Abschweifungen ins Hier und Jetzt zu zerren. Nach drei Minuten ist das Shirt naß, das Frühstück gegenwärtig, der Körper präsent. Später erklären Lalla und Vilas die philosophischen Hintergründe des 1.A. Die Einstellung, die Absicht im Anusara, ist durch die tantrische Vision naturgegeben gut, freudig und spielerisch, denn sie setzt die Akzeptanz der Natur, und also auch der eigenen Natur, voraus.

Wir widman uns einer Übung zu zweit: Eine Person, die sich tief mit einer Absicht verbindet, führt eine Asana aus, während der Partner beobachtet. Die Sprache des Darstellers ist so klar! Manch einem Pädagogen, Regisseur oder Dirigenten wünsche ich diese uns ereilende Erkenntnis, daß Vertrauen, sich auf etwas tief einzulassen, Voraussetzung ist für kreativen Ausdruck und schöpferische Kraft. Lalla und Vilas schaffen diesen Raum des Vertrauens und den Rahmen der Achtsamkeit.

Jnana-Shakti – Das Wissen wie es geht!

Dann machen wir uns die Bedeutung des 2. A bewußt, das Wissen um die Methode, Jnana-Shakti. Die Genauigkeit der Ausrichtung ist entscheidend für die Qualität. Ob ein Liegestütz funktioniert oder nicht, kann allein von der präzisen Ausrichtung eines Fußes abhängen! In der ersten Immersion haben wir uns ausführlich mit den “5 Prinzipien” befaßt, die entscheidend für die Ausrichtung in einer Asana sind. Nun lernen wir die “7 Loops” kennen, die wiederum eine Differenzierung der Ausrichtung ermöglichen. Ich stelle sie mir als kleine Umlaufbahnen vor, und für mich ergibt sich eine neue Dimension, da das Anusara-System nun auf drei Körperebenen – sagittal, frontal, transversal – Einzug hält. Durch die Fliehkräfte der Loops kommt sofort Leben ins Spiel, denn die Loops drehen mal so, mal so, und zurück auf der Matte müssen wir uns erstmal neu sortieren.

Was theoretisch erscheint, wird sofort umgesetzt im 3. A, der Aktion. Verblüffend und begeisternd die sofortige Wirkung in einer einfachen Asana. Allein die Vorstellung der rotierenden Loops läßt meinen Körper aus seiner statischen Starre in eine organische Ausrichtung finden und läd ihn energetisch auf. Für viele für uns ein Aha: Der Nierenloop, der eine Verbindung mit der Rückseite initiiert und dadurch eine Öffnung zum Universellen erfahrbar macht.

Spontan fällt mir zum Thema Ausrichtung eine Musikeranekdote ein:

Als Celibidache, er war gerade Generalmusikdirektor der Münchner Philharmoniker geworden, seine erste Probe am Dirigentenpult antrat, bat er den Konzertmeister nach dem Einstimmen das A dies nochmals genauer vorzunehmen. Für gewöhnlich dauert das Einstimmen eines Orchester, also das Stimmen der Instrumente auf einen einheitlichen Kammerton A, in etwa eine Minute und läuft wie folgt ab: Der Konzertmeister steht auf, der Lärmpegel legt sich, die Oboe stimmt ein A an, der Konzertmeister nimmt dieses A ab, indem er seine Geige danach stimmt, und gibt es dann weiter an das Tutti (alle): große Kakophonie, da auch die anderen Saiten der Instrumente zu diesem A gestimmt werden müssen.

Nun also steht der gestandene Konzertmeister erneut auf, wahrscheinlich steigt ihm die Röte ins Gesicht, als die ersten Witze der Kollegen durch den Saal zischeln. Er stimmt erneut nach der Oboe ein, will das A erneut weiter geben, als der Maestro ihn auffordert: “Bitte hören sie genauer!” Nun ist die Spannung im Saal so groß, daß die Rücken sich von den Lehnen lösen (“Spanda”). Wie ein Schuljunge steht der Konzertmeister da und stimmt, bis endlich der Maestro sagt: “Nun geben Sie bitte das A an den Baß!” Die Bässe greifen zu den längst abgelegten Bögen, da unterbricht Celibidache die aufkommende Unruhe: “Nur an den ersten Baß bitte zunächst!” Der Reihenfolge nach, nämlich von unten nach oben, d.h. Bässe, Celli, Bratschen Geigen, und bei Holz- und Blechbläsern ebenso, stimmt nun jeder einzelne Musiker nicht nur das A sondern das ganze Instrument ein. Celibidache überzieht diese Vormittagsprobe um viele Minuten, bis der letzte Musiker in Ruhe solistisch und pythagoräisch präzise sein Instrument gestimmt hat.

Spätestens bei der Nachmittagsprobe sind alle Zweifel aufgelöst: Fülle! Unbeschreibliche Klangfülle! (“Purna”)

Celibidache formte dieses Orchester weit über 15 Jahre zu einem beachtlichen Klangkörper. Ähnlich entwickelt sich unsere Gruppe auf Rügen. Nach Fünf Tagen waren die Worte zu vernehmen: “Ich konnte in der Yogapraxis nicht mehr zwischen Du und ich und wir unterscheiden.” All unsere As, einschließlich des Atems, waren mit hoher Achtsamkeit ausgerichtet. Danke an die Dirigenten!

In einem Orchester wie den Berliner Philharmonikern kommen auf ca. 20 tiefe Streicher (Celli/ Bässe) ca. 60 hohe Streicher, ein Verhältnis also von 1 zu 3. So wie ein Orchester sich von unten nach oben ausrichtet, so stimmt man auch die “Loops” im Anusara von unten nach oben, lernen wir – im Stehen also von der Sohle bis zum Scheitel. Die Basis bestimmt das Potential einer Asana. Auch ein Klang baut sich von unten nach oben auf. Welch Macht die Basis hat, zeigt sich oftmals im Om: Ein einziger Mann, der “unsauber” singt, macht es unmöglich, ein harmonisch schwingendes Om zu singen, es sei denn alle höheren Stimmen gleichen sich an. Meist singt ein Mann den angestimmten Ton eine Oktave tiefer, also 7 + 1 Loops nach unten. Wenn wir uns diesen Basis-Ton als den Stamm eines Baumes vorstellen, dann differenziert sich allein dieser einzelne Ton in Obertöne, in Äste, die sich immer weiter in den Himmel und in die Weite verzweigen. Sogar die Blätter und Blüten sind in diesem “Stamm-Ton” enthalten, wenn die höhere Oktave (der Frauen), also 7 + 1 Loop nach oben, erklingt – ähnlich einer Zelle im Körper, die alle genetischen Informationen der anderen Zellen enthält: Während der Fuß also die Basis ist, weiß er um die Fingerkuppen, so wie die Wurzel sich des Tautropfens an einer Knospe gewahr ist.

Diese Architektur der Natur erkenne ich in einer Zweierübung, einer Vorbeuge, die Lalla und Vilas vorführen. Erst durch Vilas Gewahrsein von Lallas Feinheit, kann sie ihre Vielfalt bis in die Fingerspitzen entfalten, erst durch Lallas Vertrauen auf Vilas Basis, können Vilas Wurzeln sich in einem unendlich tiefen Ozean immer feiner vorfühlen. Ein Glasperlen-Duett, eine Einheit, in der Shiva und Shakti tanzen – vielleicht auch manchmal kämpfen? Plötzlich macht der Baum Kopfstand. Oder war alles eine Spiegelung?

Wer weiß, was uns in der 3. Immersion erwartet? Eine weitere Dimension? Was geschieht, wenn wir die Spiegelung auflösen? Nicht nur sagittal und frontal, sondern auch transversal?

Für einen Orchestermusiker, der im Allgemeinen noch nie etwas von Körperebenen gehört hat, könnte das vielleicht bedeuten:

Zunächst bin ich: die Idee eines Musikers im Orchester, um meine individuelle Ausrichtung bemüht. Bin ich im Einklang mir dem ganzen Tutti, wird eine Spiegelung aufgehoben. Dann bin ich das Orchester. Ich bringe mich in Bezug zum Raum. Erreiche ich diese Verbindung, darf ich eine Spiegelung auflösen. Dann bin ich: Klang. Der Klang verklingt in der nächsten Spiegelung: Stille. Stille… Dann? Applaus. Und munter wird das Fest Abend für Abend gefeiert.

Was kommt im Yoga? Statt Applaus? Dürfen wir verweilen in der Stille. Sein. Dürfen wir erneut spiegeln?

Auf dem Board erwartet mich der Frontloop, auf der Matte sind es gleich 7 gespiegelte Loops, auf der Geige loope ich ins erste A: Sich verbinden, das ist Yoga, mit Shri, mit Satya, mit Svantantrya – durch welches Instrument – Board, Geige, Körper – das ist eigendich egal.

Bis wir wieder eine Spiegelung aufheben dürfen.

* mögliche Bedeutungen der 3 S:

  • Shri – das Gute, Bewußtsein, Essenz, Glückseligkeit, Tugend
  • Satya – Das, was ist.
  • Svantantrya – Dinge tun, die Freiheit/ Schönheit fördern
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